Was ist Allgemeinmedizin?
Der Arbeitsbereich der Allgemeinmedizin beinhaltet die
Grundversorgung aller Patienten mit körperlichen und seelischen
Gesundheitsstörungen in der Notfall-, Akut- und Langzeitversorgung sowie
wesentliche Bereiche der Prävention und Rehabilitation. Allgemeinärztinnen und
Allgemeinärzte sind darauf spezialisiert, als erste ärztliche Ansprechpartner
bei allen Gesundheitsproblemen zu helfen.
Die Arbeitsweise der Allgemeinmedizin berücksichtigt
somatische, psycho-soziale, soziokulturelle und ökologische Aspekte. Bei der
Interpretation von Symptomen und Befunden ist es von besonderer Bedeutung, den
Patienten, sein Krankheitskonzept, sein Umfeld und seine Geschichte zu würdigen
(hermeneutisches Fallverständnis).
Die Arbeitsgrundlagen der Allgemeinmedizin sind eine
auf Dauer angelegte Arzt-Patienten-Beziehung und die erlebte Anamnese, die auf
einer breiten Zuständigkeit und Kontinuität in der Versorgung beruhen. Zu den
Arbeitsgrundlagen gehört auch der Umgang mit den epidemiologischen
Besonderheiten des unausgelesenen Patientenkollektivs mit den daraus folgenden
speziellen Bedingungen der Entscheidungsfindung (abwartendes Offenhalten des
Falles, Berücksichtigung abwendbar gefährlicher Verläufe).
Das Arbeitsziel der Allgemeinmedizin ist eine
qualitativ hochstehende Versorgung, die den Schutz des Patienten, aber auch der
Gesellschaft vor Fehl-, Unter- oder Überversorgung einschließt.
Der Arbeitsauftrag der Allgemeinmedizin beinhaltet:
- Die primärärztliche Filter- und Steuerfunktion, insbesondere die angemessene
und gegenüber Patient und Gesellschaft verantwortliche Stufendiagnostik und
Therapie unter Einbeziehung von Fachspezialisten - Die haus- und familienärztliche Funktion, insbesondere die Betreuung des
Patienten im Kontext seiner Familie oder sozialen Gemeinschaft, auch im
häuslichen Umfeld (Hausbesuch) - Die Gesundheitsbildungsfunktion, insbesondere Gesundheitsberatung und
Gesundheitsförderung für den Einzelnen wie auch in der Gemeinde - Die Koordinations- und Integrationsfunktion, insbesondere die gezielte
Zuweisung zu Spezialisten, die federführende Koordinierung zwischen den
Versorgungsebenen, das Zusammenführen und Bewerten aller Ergebnisse und deren
kontinuierliche Dokumentation, sowie die Vermittlung von Hilfe und Pflege des
Patienten in seinem Umfeld
(Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin 2002)